Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Sonntagsanbeter,
Vom Himmel hoch da komm ich her.
Dem großen Reformator Martin Luther haben wir diese Worte in Liedform zu verdanken. Die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas soll seine Vorlage gewesen sein. „… Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn …“.
Der Geburtstag von Jesus wird heute gerne als Beginn der Zeitrechnung gewählt. Alles davor wird als vor Christi bezeichnet, alles ab der Inkarnation als nach Christi. Das Jahr Null ist nicht eingeplant. Der Mönch Dionysius Exiguus gilt als Begründer dieser christlichen Zeitrechnung und schlug sie Anno Domini 525 erstmals vor. Allerdings könnte es auch sein, dass er sein Konzept aus einem verlorenen Werk des Vater der Kirchengeschichte Eusebius von Caesarea übernommen hat – das Gerücht läuft jedenfalls auch. Nichts Genaues weiß man eben nicht.
Dennoch wurde irgendwann versucht der Entstehung der Welt ein Datum zu geben. Wenn das Buch der Bücher schon eine Schöpfungsgeschichte bereithält, kann diese Geschichte schließlich auch einen klar zu benennenden Zeitpunkt haben. So etwas könnte sich der deutsche Astronom Johannes Kepler gedacht haben, als er für die Umsetzung des göttlichen Plans, irgendwann zwischen 1609 und 1630 mit religiöser, astronomischer und mathematischer Genauigkeit, das Jahr 3992 vor Christus festlegte.
Der britische Pfarrer John Lightfoot hat 1644 nochmals Berechnungen nach den Worten der Bibel mit weltlichen Quellen angestellt, die der Primas von Irland Erzbischof James Ussher 1650 bestätigte. Sie konnten sogar ein genaues Datum feststellen: 23 Oktober 4004 vor Christi Geburt. Nur bei der genauen Stunde der „Es werde Licht“-Situation waren sich die Beiden nicht einig. Lightfoot setzte neun Uhr morgens für die Erhellung an – der frühe Vogel fängt den Wurm – während Usher die Mittagsstunde angibt, als Gott die Sonne in den Scheitel des Himmels setzte – und es ward Licht.
Nach der Erschaffung der Welt und der Trennung von Hell und Dunkel, der Schaffung von Allerlei und dem Menschen, erklärte der Schöpfer den siebte Tag als heiligen Ruhetag – ich habe fertig!
Bis zur weltlichen Erfindung des Ruhetags am Sonntag wird es allerdings noch bis 321 nach Christus dauern, bis der römische Kaiser Konstantin dies einleitete. 1891 wurde die Sonntagsruhe dann in Deutschland gesetzlich verankerte. Im immer noch gültigen Artikel 139 der Weimarer Verfassung heißt es: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“
Apropos seelische Erhebung, auch dafür hier das Programm des Kulturhauses, das zuweilen sogar Sonntagsprogramm bereithält, wie auch der Spielplan des Kinos, der dies ohnehin macht.
Glauben wir den Worten der Heiligen Schrift, dann begann sogar die Weltschöpfung an einem Sonntag. Schließlich heißt es in den zehn Geboten wie sie im 2. Buch Mose festgehalten sind: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heilig hältst“. Der Sabbat beginnt klassischerweise am Freitagabend und dauert bis zum Eintritt der Dunkelheit am Samstag. So gesehen ist der heutige sonntägliche Erlebnishunger nicht weiter bedenklich. Es zeigt uns nur, dass der Sonntag einfach viele Herausforderungen zu meistern hat, aber erst seit der Vertreibung aus dem Paradies … das war an einem Dienstag.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit sagt
Michael Pfeil