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NotizenfürdenMoment-3

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

Brot und Spiele sind das Maß der Dinge. Ursprünglich römische Politik, gilt das Prinzip mit Unterhaltung von Problemen abzulenken auch weiterhin. Worte sind dabei billig, weshalb eine Stadtbilddebatte auch so attraktiv scheint.
Wo wir beim Thema sind, auch kommende Großereignisse drängen sich aktuell wieder ins Stadtbild. Olympische Spiele etwa. Vielleicht schon 2036? Quasi, alle 100 Jahre einmal.
Allerdings könnte sich aus heutiger Sicht die Frage ergeben, wie eine Stadt, die im täglichen Leben über ihre Funktionstüchtigkeit stolpert, Olympische Spiele in ihren Ablauf einpflegen möchte?
Selbstverständlich wird bei so einer Frage sofort die Marketingschmiede aktiv und verspricht eine Weiterentwicklung der Region, Chancen für Tourismus- und Veranstaltungsbranche, den Geschäftssektor und das globale Profil. Allerdings, wieso braucht man, um diese Ziele zu erreichen Duelle von optimierten Menschen?

Regierung und Wirtschaft sehen die Olympischen Spiele als Beschleuniger für städtische Erneuerung und auch die Einwohner hoffen auf verbesserte Einrichtungen. Leider gibt es aber auch die generelle Erkenntnis, dass der „Wohlfühlfaktor“ schon nach der Eröffnungsfeier verblasst und dass die eigentlich Profitierenden ohnehin innerhalb des Sportsystems zu finden sind – jedenfalls nicht in der breiten Gesellschaft.
Zudem hat die Verlängerung der Wertschöpfungsketten der Olympischen Idee gewissermaßen den sakralen Kern genommen und die Spiele ins Zwielicht gerückt.

Pierre de Coubertin, der als Wiederbeleber der Spiele gilt, wollte mit Hilfe eines grundlegenden Wandels im pädagogischen Verständnis des Sports zu einer Erneuerung des Menschen selbst beitragen. 1892 formulierte er die Idee, dass der Mensch an der Schwelle des 20. Jahrhunderts den Sport als wesentliches Element seines Lebensglücks im harmonischen Zusammenspiel von körperlichen und geistigen Kräften erfahren solle.
Theorie und Praxis … zudem könnte sich die Frage ergeben: Was Olympische Spiele überhaupt noch zur Olympischen Idee beitragen? Hier könnten wir keck an Karl Marx denken, der, wenn auch für einem anderen Zusammenhang formulierte: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks“

Apropos Opium, hier das Programm des Kulturhauses, wie auch der Spielplan des Kinos – wenn Sie ihren Geist kulturell zu betäuben versuchen wollen.

Bedenkt man, dass die Stadtoberen nicht nur Olympia ab 2036 ins Auge fassen, sondern auch die Expo 2035, könnte das generelle Ziel der Aufstieg der Stadt zur Global City sein. Berlin will mehr Visionen wagen und sich nicht an seiner Dysfunktionalität messen. Hauptsache ist, die Zukunftsbilder sind groß genug. Dann lässt sich, in jedem Fall, wenn auch hier wieder gedanklich übertragen, der Grundsatz: „Scheitern als Chance“! anwenden. Die Bereitschaft große Pleiten abzuwenden ist schließlich bestens erprobt.

Nebenbei könnte man noch bedenken, das zur Schaffung von Lebensqualität die nach außen wirken soll, auch die normalen Bewohner der Stadt in ihrem alltäglichen Alltag mitgedacht werden könnten … vielleicht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit sagt
Michael Pfeil